www.gettoattack.net - eine österreichische Iniatitive gegen Rassismus und Schwarzblau Unser Haus ist in seiner Architektonik ein besonderes. Eine beinahe erdrückende Hypothek lastet auf ihm. Wir aus dem dritten Stock müssen uns fragen, was jene aus den beiden anderen Stockwerken getan haben; und mehr noch, was nicht. Oft ist es ernüchternd. Deswegen denken wir nicht länger darüber nach. Achtunddreißig. Achtundsechzig. Neunundachtzig. Daten, als ob das etwas zu bedeuten hätte. Das Leben ist draußen, auf den Straßen, in den Bars und Diskotheken. Und manchmal ist das Leben auch drinnen, im Vorraum zum Keller, wo wir uns an dem großen Eßtisch versammeln, die aus dem ersten, die aus dem zweiten und wir aus dem dritten Stock. Heute ist der Tisch reichlich gedeckt. Wir wollen, daß nur manche davon essen; und nicht einmal alle, die ihn decken. Einer, der unseren Hunger teilt, ist unter uns. Einer, der unsere Tischsitten beherrscht, bekommt unsere Stimme. Einer, der gegebenfalls fest zutritt, sollten Unerwünschte kniend an unseren Tischbeinen scharren, wird zum Fürsprecher unserer Ängste. Im Dachboden versammelt er eine geifernde Meute aus allen Schichten und Stockwerken um sich. Ob alle fünfunddreißig von hundert aus unserem Stock dort oben mitbasteln, sei dahingestellt; mitgewählt haben sie ihn zweifelsohne, den Dachboden, wo über Ö-Karten und die Mörder unserer Kinder, denen der Abschiebetod gebührt, gesprochen wird.
www.gettoattack.net - eine österreichische Iniatitive gegen Rassismus und Schwarzblau Und wir, die Partymeute aus dem dritten Stock, vergnügen uns noch immer an deren Brot und deren Spielen. Ich sehe uns tanzen am Vorabend des dritten Oktober, vom Burgenland bis Vorarlberg, zu denselben Klängen und Rhythmen, die die Tanzpaläste von New York bis Tokio am Schwitzen halten (da sage noch wer was gegen die Globalisierung!). Blue are the words I say and what I think, blue are the feelings that live inside me, tönt es aus den Boxen, der Baß hämmert unaufhörlich, und eigentlich wäre es gut, wenn wir morgen unsere Wut und unsere Ressentiments, unsere hinter all dem schrillen Äußeren versteckte kleinbürgerliche Angst, unseren Haß und diese diffuse Unzufriedenheit kundtun würden. Und ja, Freundinnen und Freunde aus dem dritten Stock, an den beiden anderen Stockwerken brauchen wir nun wirklich nicht vorbeigehen und versuchen, unser Haus in seiner Gesamtarchitektonik zu verstehen. Wir können ja auch aus dem Fenster springen. Denen nach, die die flottesten Märsche auf ihren Flöten blasen! >>>