Was vom Sommer übrigblieb
Mon)tag: Gefallen (CD, Tapete Records/Indigo 2003)
Thimo Sander: Kopfverdreht (CD, Tapete Records/Indigo 2003)
Superschiff: Frauen (CD, Bestellung bei Superschiff)

Nachdem die meisten CDs während der jüngsten Hitzewelle verschmort sind, bleibt nun nur noch, mit den kläglichen Resten nicht geronnener Hirnmasse die Tonträger zu sichten, mit denen mich wackere Labelmacherinnen, Promoter und Künstler trotz der harten Bedingungen bemustern, ohne Schweißflecken auf den CDs zu hinterlassen. Dafür gebührt ihnen aller Respekt.

Vor allem Nina und Wiebke von tapete Records, die mir immer wieder ihre Produkte schicken, obwohl der immer so wahnsinnig *feinfühlige* Pop der tapete-Acts an mir grobem Klotz ja meistens total verloren ist. (Fairerweise sollte ich mich aus ihrem Verteiler mal austragen, aber ich hoffe ja immer auf neue Releases der auf ihrem Label erscheinenden Hidalgo, weil die nämlich großartig sind!) So ist es leider auch bei dem Album Gefallen von Mon)tag - drei Jungs, die mit ihrem Hang zur großen Geste in die Robbie-Williams-Liga wollen und das musikalisch auch richtig gut machen. (Achtung: Keine Ironie hier!) Massiver Bombast, extreme Relaxtheit und - ein Problem, das Robbie Williams natürlich nicht hat, weil er in seiner naiven Unschuld noch nie von Jochen Distelmeyer gehört hat - furchtbar schiefe Metaphern in den Texten. Dafür machen sie wenigstens keinen Swing.

Die EP Kopfverdreht von Thimo Sander ist auch eine Platte von jener tiefernst empfundenen Harmlosigkeit, die mir persönlich auch an Mon)tag den Nerv tötet - aber mir gefällt daran zumindest die etwas reduziertere Produktion.

Superschiff haben mich mit ihrer neuen EP Frauen eher enttäuscht. Dass sie ihre Musik "Doom-Schlager" nennen, macht die vier Stücke in ihrer Substanz nicht wirklich zu etwas anderem als Schlager. Sie wollen Foyer des Arts sein, aber so nachdrücklich, dass es langweilig wird. Vgl. Susan Sontag: Camp, das Camp sein will, ist meistens schlechtes Camp. QED.

?Answer wollen nicht Camp sein, sondern mit Alternative-Rock Geld verdienen. Deshalb gibt's von ihnen noch keine CD, die man kaufen kann, weil der Labeldeal noch aussteht, dafür aber eine Promo-CD. Die zu rezensieren ist natürlich etwas absurd, aber ich muss sagen, dass sie mir ganz gut gefallen hat. Und man kann sich die Songs ja auch im Netz anhören. Das erinnert mich an meine Jugend in den 90ern, als Grunge noch das neue wilde Ding war. Schlimm finde ich nur, dass die Jungs, die in solchen Bands spielen, heute immer noch diese komischen Skimützen tragen müssen - und das bei der Hitze.

gebrauchtemusik

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