Die Ruhe inmitten des Sturms
Ilse Lau: Wijbren. de Beer (CD, Fidel Bastro FB 024, 2001)
Vertrieb EfA (EfA 15108); Bezug über No Man's Land oder direkt bei der Band.

Das zweite Album von Ilse Lau, jetzt beim Hamburger Label Fidel Bastro erschienen und damit hoffentlich auf dem Weg zu einem breit(er)en Publikum, klingt, als hätte das Bremer Trio in den letzten Jahren irgendwann einen größeren Posten alter Alternative-Tentacles-Scheiben ausgegraben und dabei Geistesverwandtschaften zu ihrem eigenen Sound entdeckt. Deutliche Parallelen in Struktur und Sound vieler Stücke lassen sich jedenfalls zu 'leiseren' Stücken von NoMeansNo, Dead-Kennedys-Epen wie The Prey oder Riot, aber auch zu Victims Family finden. Dass Ilse Lau diese kürzlich als Vorband in Bremen begleiteten, ist signifikant. Insgesamt wirkt die Platte trotz bedrohlicher Untertöne wesentlich verspielter als der Vorgänger CIE. de Koe, was einerseits daran liegt, dass die schiere Geschwindigkeit und Härte etwas an Brachialität verloren hat, der Sound transparenter ist und das Klangbild durch höchst einfallsreichen Einsatz von Melodicas, Oboen, Akkordeonen, Zithern, Saxofonen (vergleiche hierzu auch Blurt) und Rhönheulern (kann mir jemand sagen, was das ist?!) stets spannend gehalten wird.
Mit Wijbren. de Beer beweisen Ilse Lau drei wichtige Punkte: dass der Stilbegriff NowWave kein Widerspruch in sich ist und die oben zitierten "80er"-Phänomene durchaus noch Funken zu schlagen vermögen (abgesehen davon, dass man damit der Vielfalt der CD nicht wirklich gerecht wird, wie der country-artige Rausschmeißer Huanupamba beweist); dass man aus achtminütigen Stücken ohne Gesang und 4/4-Takt eine großartige Popplatte machen kann, auch ohne sich zwischen Ironie und Experiment zu entscheiden; und dass man aus DDR-Brettspielen tolle CD-Cover basteln kann.
Damit sind jetzt eigentlich sogar vier Dinge bewiesen - umso besser.

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