Wenn ich euch richtig verstehe, haben die Liner Notes eurer Alben also schon die Funktion, das Interesse des Hörers/Lesers auf etwas außerhalb der eigentlichen Songs zu lenken. Wie wirkt sich das aber auf eure konkrete Arbeit aus? Oder, genauer gefragt: Setzt ihr euch hin, legt ein Album-Konzept fest und füllt das dann mit Melodien und Texten? Oder schreibt ihr zuerst alle Texte und vertont sie dann? Und definiert ihr überhaupt jeden eurer Schritte gemeinsam, oder konfrontiert ihr euch auch gegenseitig mit "vollendeten Tatsachen" (fertigen Songs)?

DAN: Das Interesse des Hörers/Lesers zu wecken ist kein primäres Ziel, aber durchaus beabsichtigt. da wir selbst, nach Entwicklung der Konzeptidee, unsere Aufmerksamkeit darauf focusiert und uns mit der Thematik auseinandergesetzt haben und diese Idee dann für würdig hielten, zu einem Gesamtkonzept auszubauen und zu vertiefen. Dies ist natürlich ein exponentieller Prozeß und wirkt sich dahingehend aus, je konkreter das Konzept in unseren Köpfen bereits existiert, desto mehr kann man in diese Richtung arbeiten, wobei sich dies dann am ehersten bei den Texten, der Auswahl der Samples und Songtitel auswirkt - weniger auf die Melodien. Unsere Arbeitsweise sieht in der Regel so aus, dass Deke zu 100 % die Lyrics schreibt und Songs meist in Form von Gitarren-Strukturen und dazugehörender Gesangslinien mit ins Studio bringt, wo sie dann gemeinsam weiterentwickelt werden (Drumcomputer, Synthiemelodien etc.). Wenn ich Songideen habe, werden diese meistens am Mehrspurgerät schon etwas weitergesponnen und manchmal schon bis auf die vocals fast fertig produziert, was dann Deke textlich und gesanglich oft ziemlich herausfordert...... aber er meistert diese Herausforderung jedesmal wieder grandios!

DEKE: ...bitten den letzten Satz streichen. Weder mit den Songs noch mit den Linernotes haben wir irgendwelche didaktische Absichten. Es ist auch häufig viel zu autobiographisch, als dass ich die Lyrics irgendwie konkretisieren möchte. Wie Dany Boy schon angemerkt hat, ist das "Konzept" selten a priori vorhanden, sondern entwickelt sich, wenn man z.B. an der Ampel über die Songs nachdenkt und dann ****BANG!****. Die Entwicklung ist also nicht ungedingt langsam, sondern irgendwie diskontinuierlich, um bei mathematischen Forulierungen zu bleiben. Manchmal ist es aber auch so, dass man aus dem Urlaub eine Unmenge Texte mitgebracht hat, was die Sache automatisch in eine gewisse Richtung lenkt. Selbstverständlich geht es auch darum, eine adäquate Verpackung zu finden. :) Jedenfalls haben wir ein sehr ähnliches stilistisches Empfinden, was die Arbeit wesentlich erleichtert. Meine Songs betreffend ist es unterschiedlich, ob zuerst die Melodien oder der Text entstehen.

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