Bei meiner Ferienarbeit bei SPECK - Pumpen in Lauf a.d.Pegnitz, Anfang der Neunziger, war da ein Kollege in seinen späten Dreissigern, der erzählte von einem Wirtshaus in Weissenohe. Er sagte, dass da im Saal früher immer der lila Rauch (so oder so ähnlich sagte er echt) bis unter die Decke stand. Deshalb wollte ich den Laden mal kennenlernen und so bin ich an diesem verregneten Herbsnachmittag mit meiner Freundin da rein. Es lief wohl VH1 auf dem Fernseher. Da waren der Wirt, Vollbart, lange, nach hinten gekämmte Haare, mit Brille und auf der Wanne ein "Kastrierte Philosophen"-T-Shirt. Und ein Gast, der den Wirt offensichtlich gut kannte. Als ein Lied von "Live" kam, fragte der Wirt seinen Kumpel, was das sei. Der wusste es auch nicht. Ich wusste es: das war der Schlüssel! Er erzählte nun froh drauf los. Von den Musikern, die schon dort in Weissenohe gespielt hatten. Darunter waren The Cure, Nina Hagen und andere, die ich nicht kannte. Als er kurz draussen war, sagte sein Kumpel, der während einer halben Stunde drei halbe Bier getrunken hatte, "der is aff LSD ausgschnaggld" und fügte hinzu "aber des mit der Musik des schdümmd scho." Der Wirt erzählte auch von Guru Guru.
Und dann sagte er etwas, das ich mir gemerkt habe. "Die an singer vo den Gfüll vo denne und die andern singer vo der Dodessehnsuchd." That says it all.

Das Bemerkenswerteste an der Sache ist, dass das eigentlich so ein stinknormales early-sixties-un-style-Dorfwirtshaus ist. Ich war noch mal an einem Sonntag mit meinem alten Herrn da, weil wir in der Gegend waren, aber der Wirt war all business und rief in die Küche - wir waren die einzigen Gäste - "Mudder, zwa Schaifala!" Das war allerdings das beste Schäuferla, das ich je aß und viele aß ich schon.

Felix Wenzel
Hier kann man Musik von Felix Wenzels Band bestellen.
Hier kann man mehr von ihm lesen.